Absturz mit Research Drugs

Der Amphetaminkonsum hätte mich fast meine geistige Gesundheit gekostet. Als ich die Therapie begann, hörte ich immer noch Stimmen und hatte Angstzustände, trotz der Einnahme von Medikamenten. Ich dachte, ich würde nie wieder meiner Arbeit nachgehen können. Die Ärzte sagten mir, dass ich es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken habe, dass ich überhaupt wieder „normal“ geworden bin, sprich das die Symptome der Psychose abgeklungen sind und ich nun keine Medikamente mehr nehmen muss.

Sofort am Haken

Nachdem ich eine kleine Menge Amphetamin zum Probieren bekam, wusste ich sofort nach dem ersten Konsum, dass ich diese Droge ab jetzt täglich nehmen würde. Am Anfang bat ich oft meinen Bekannten mir etwas zu besorgen, da er jemanden kannte der selbst Amphetamin herstellte. Da ich meinen täglichen Konsum anfangs noch verschweigen wollte, konnte ich ihn nicht jedes Mal wenn ich keinen Stoff mehr hatte um Nachschub bitten. Deshalb machte ich mich auf die Suche nach zuverlässigen Quellen im Internet. Nach einiger Zeit wurde ich auch tatsächlich fündig. Ich fand mehrere Seiten, die ganz offen und vermeintlich völlig legal so genannte Research Chemicals anboten. Hierbei handelt es sich um psychoaktive Substanzen, die kaum erforscht sind und zum Teil nur für den Zweck entwickelt werden, einen Markt zu bedienen, welcher sich in der Grauzone zwischen Legalität und Illegalität befindet. Ich bestellte mir eine erhebliche Menge 3-FA und 4-FA, beides amphetaminähnliche Substanzen, die jedoch damals noch nicht unter das BtmG fielen. Somit musste ich meinen Bekannten nicht mehr um Hilfe bitten, wenn ich Nachschub brauchte und konnte mich darauf beschränken, ihn um Amphetamin zu bitten, wenn er ohnehin für seinen eigenen Bedarf einkaufte und ihm somit das Ausmaß meines eigenen Konsums noch einige Zeit verheimlichen. Da ich zu dieser Zeit bereits alleine wohnte hatte ich einen enormen Drang nach neuen Erfahrungen, da die kontrollierende Funktion meiner Eltern hier nicht mehr meinem Konsum im Wege stand. Ich bestellte noch weitere Research Chemicals und probierte wild drauf los und konsumierte fast täglich, damals noch zusammen mit meinem besten Kumpel, den ich schon seit der Grundschule kannte und mit dem ich auch das Kiffen angefangen hatte.

Schlechtes Gewissen?

Ich hatte hierbei überhaupt kein schlechtes Gewissen, da die Substanzen ja nicht einmal vollständig verboten waren. Auch über die Gefahren, die der Konsum von unerforschten Substanzen mit sich bringen konnte, machte ich mir relativ wenig Gedanken bzw. ich verharmloste das Risiko stark. Nach einiger Zeit des täglichen Konsums ließ sich mein bester Kumpel in die Psychiatrie einweisen, da er mit seinen Depressionen nicht mehr klar kam und ein erhebliches Alkoholproblem hatte und ich stand plötzlich alleine da. Ich war fest davon überzeugt, dass mir der Konsum nichts ausmachen würde. Nein, im Gegenteil, ich redete mir ein, dass ich lediglich positive Effekte wie erhöhte Leistungsbereitschaft, gute Laune etc. verspürte. Wenn es mir mal schlecht ging, konsumierte ich einfach mehr und mehr, bis ich mich wieder „normal“ fühlte. Meine Suche nach neuen Substanzen im Internet dauerte natürlich weiter an, da mein Hunger nach neuen Erfahrungen und vor allem aber mein Hunger nach Amphetamin kaum zu stillen war.

Marktplatz für Drogen

Im illegalen Darknet  gab es auf verschiedenen Marktplätzen jede Droge zu kaufen, die man sich vorstellen kann. Man musste einfach bestellen  und ein paar Tage später hatte man einen Umschlag mit der Substanz seiner Wahl im Briefkasten. Ich wollte es erst nicht glauben, dass so etwas möglich war, doch bereits nach der ersten Bestellung war ich überzeugt. Ich bestellte Gras, Haschisch, Amphetamin, Ecstasytabletten, MDMA-Kristalle, Benzodiazepine, Ketamin, Morphin, LSD und auch Substanzen, an die ich sonst nie herangekommen wäre, wie z.B. 2-CB. Da es sich hierbei um illegale Substanzen handelte, hatte ich während einer Lieferung schon ein wenig Angst, dass ein Brief vom Zoll abgefangen werden könnte. Das Sicherheitskonzept des Marktplatzes, sowie die Sicherheitsvorkehrungen, welche die Händler beim Verpacken der Briefe trafen, waren aber so gut, dass nie etwas passierte und ich mich mit der Zeit auch hierbei sicher fühlte. Innerhalb von kurzer Zeit empfing ich Sendungen aus verschiedenen Ländern.

So ging es nicht weiter

Oftmals hatte ich aufgrund meines erheblichen Konsums von Cannabis und Amphetamin Paranoia und mein Vater bot an, mich mit dem Auto zu fahren, damit ich keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen musste und auf dem Weg von der Bahn bis zum Haus keine Angst haben musste. Mein Konsum geriet vollends außer Kontrolle und wäre ich nicht aufgrund einer Psychose in der Psychiatrie gelandet, hätte ich noch lange mit dem Bestellen und Konsumieren von illegalen Substanzen weiter gemacht.

Dieser Beitrag wurde mit freundlicher Erlaubnis von Therapiezentrum Brückle in Buggingen bereitgestellt. Einen weiteren Artikel zum Thema Research Drugs finden Sie hier.